Der Zusammenhang von Sport, Stress und Kopfschmerz
Der Zusammenhang von Sport, Stress und Kopfschmerz
Wie sich Sport auf Kopfschmerzen auswirkt, ist bis heute Gegenstand von Untersuchungen. Hierbei ist es allerdings eine große Herausforderung für die Wissenschaftler, echte ‚evidence-based-science‘ zu betreiben, sind doch zum einen die Bedingungen nur schwer standardisierbar und zum anderen viele der Parameter, die beurteilt werden, mit einem sehr subjektiven Faktor behaftet. Dennoch gibt es Hinweise darauf, dass Ausdauersport sich positiv auf die Häufigkeit und Schwere von Kopfschmerzen auswirken kann.
Sport und Migräne: Auf die Art der Belastung kommt es an
Besonders bei Migräne scheint eine moderate, Stress vermeidende Betätigung für Linderung zu sorgen. Exemplarisch ließe sich etwa eine schwedische Studie aus dem Jahr 2011 anführen, in welcher die Effekte von drei Maßnahmen, nämlich Sport (Ergometer), Entspannungstraining und einem Migräne-Medikament verglichen wurden. Nach drei Monaten war die Zahl der monatlichen Migräneattacken bei allen drei Gruppen in gleichem Umfang, d.h. durchschnittlich um eine zurückgegangen, was einer Reduktion von 25 % entsprach.
Dennoch ist Vorsicht angebracht, wenn es um die Art und die Intensität geht, mit der Sport betrieben wird. Von Leistungssport ist bekannt, dass er auch durch ein hohes Maß an Stress, der damit verbunden ist, sogar als Trigger für Migräneattacken wirken kann. Als besonders problematisch gelten sportliche Betätigungen, bei denen das kurzfristige Abrufen von Höchstleistung eine Rolle spielt, denn dies verursacht starken Stress. Ein Paradebeispiel hierfür ist das Gewichtheben, bei dem innerhalb weniger Sekunden in nahezu allen Körpermuskeln riesige Spannung aufgebaut wird und im Kopf ein hoher Druck entsteht, bevor der Athlet die Hanteln nach oben wuchtet.
Laufen oder Walken hingegen, wenn sie als moderates Training ausgeübt werden, können sich durchaus positiv auf Kopfschmerzen auswirken, weil sich dadurch Stress und Spannung abbauen lassen. Wenn man sich vorher noch gut aufwärmt, um nicht von null auf hundert zu starten, hat man alles richtig gemacht und auch seiner Muskulatur etwas Gutes getan. Prinzipiell ist auch gegen das Schwimmen nichts einzuwenden. Man sollte hierbei nur darauf achten, dass nicht durch falsche Technik eine Verspannung von Hals und Nacken verursacht wird, was ebenfalls Kopfschmerzen auslösen kann. Rundweg ideal scheint das Radfahren zu sein. Es ist ohne großen Aufwand leicht verfügbar und verbindet moderate Bewegung mit gut dosierbarer Intensität.
Die eigene Belastbarkeit erproben
Grundsätzlich gilt: Nicht zu viel des Guten. Man muss es in der gewählten Disziplin nicht binnen weniger Wochen zum ‚Champion‘ bringen. Beim Joggen etwa sollte man ein individuell als angenehm empfundenes Tempo wählen, das einen nicht gänzlich ‚aus der Puste‘ bringt. Dass man dabei auch auf einen angemessenen Schutz vor übermäßiger Sonneneinstrahlung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr achtet, versteht sich von selbst.
Wenn man also Sport als ein Mittel zum Abbau von Stress und Verspannung betreibt, kann er durchaus zur Linderung von Kopfschmerz- und Migräneereignissen beitragen. Wichtig ist: Gerade beim Thema Sport und Kopfschmerz gibt es kein Patentrezept: Was der eine locker durchhält, ist für einen anderen schon Hochleistung oder gar Stress pur. Der Übergang von entspannender, genussvoller sportlicher Betätigung zu stressauslösender (Selbst-) Überforderung, der bei jedem Menschen unterschiedlich beschaffen ist, sollte unter allen Umständen vermieden werden. Nur so kann der gewünschte positive Effekt auf Kopfschmerz und Wohlbefinden erzielt werden.
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Literatur
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Internet: Website der Schmerzklinik Kiel, https://www.schmerzklinik.de/ (abgerufen am 11.4.2019).
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