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Migräne
URSACHEN UND VERLAUF
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Migräne
URSACHEN UND
VERLAUF
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Migräne zu den am stärksten behindernden Erkrankungen des Menschen.
Die Kopfschmerzen bei einer Migräneattacke sind in der Regel so stark, dass ans Arbeiten oder auch nur an Freizeitbeschäftigungen nicht mehr zu denken ist. Meistens ist den Betroffenen auch übel und sie reagieren empfindlich auf Licht, Lärm und Gerüche. Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich hinzulegen – am besten in einem abgedunkelten Raum – und auszuharren, bis die Beschwerden nachlassen. Dabei sind Migränebetroffene nicht weniger leistungsfähig als andere Menschen. Im Gegenteil: Menschen, die unter Migräne leiden, verfügen über eine besondere Leistungsfähigkeit des Gehirns. Viele bedeutende Persönlichkeiten waren davon betroffen, so z. B. Pablo Picasso, Richard Wagner und Marie Curie.
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GENEGESTEIGERTE REIZVERARBEITUNG ALS VERANLAGUNG
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Migräne ist durch bestimmte Genvarianten bedingt, die u. a. für eine gesteigerte Reizverarbeitung im Gehirn sorgen. Das Gehirn von Migränebetroffenen steht ständig unter ‚Hochspannung‘: Reize werden früher und schneller aufgenommen sowie rascher verarbeitet.
Um genetische Ursachen der Migräne zu identifizieren, wurden umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt. Dabei suchte man nach kleinsten Veränderungen im Erbgut, die mit der Veranlagung für Migräne im Zusammenhang stehen könnten. Solche Studien sind sehr aufwändig, da eine hohe Stichprobenzahl benötigt wird.
In einer neueren Veröffentlichung von 2016 sind die wichtigsten Resultate dieser Forschungen dargestellt. Nach Analyse der Daten wurden insgesamt 44 Positionen im menschlichen Genom entdeckt, bei denen kleinste Variationen mit einer Erhöhung des Risikos für eine Migräneerkrankung in Verbindung stehen.
In weiterführenden Tests fand man heraus, dass einige der von diesen Veränderungen betroffenen Gene besonders in Blutgefäßen benötigt werden. Die Wissenschaftler sehen darin einen Bezug zum Entstehungsmechanismus der Migräneattacke. Man nimmt schon länger an, dass entzündlichen Prozessen an Gefäßen eine Schlüsselrolle im Migränegeschehen zukommt.
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ENERGIEDEFIZITSTÖRUNG DES NERVENSYSTEMS
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Die gesteigerte Reizverarbeitung verbraucht besonders viel Energie. Wird das Gehirn nicht ausreichend damit versorgt, kommt es zu einer Störung des Nervensystems.
Unser zentrales Denk- und Steuerorgan ist nicht nur sehr leistungsfähig, es gehört auch zu den Spitzenverbrauchern unter den Organen und beansprucht etwa 20% der gesamten Energie, die wir täglich benötigen. Seine Nervenzellen arbeiten zwar sehr energieeffizient, sind aber äußerst empfindlich und funktionieren am besten unter konstanten Verhältnissen. Dazu gehört die permanente Versorgung mit schnell verwertbarer Energie auf hohem Niveau. Diese wird durch Glukose sichergestellt. Allerdings verfügt unser Gehirn trotz seines hohen Bedarfs über keine großen Speicher für Energie. Deshalb stellt der Stoffwechsel die benötigte Glukose bereit, und ein komplexes Netzwerk aus Blutgefäßen transportiert den Energieträger dorthin, wo er gebraucht wird.
Eine gleichmäßige Versorgung der Nervenzellen ist von besonderer Bedeutung. Bereits kleine Schwankungen können zu funktionellen Beeinträchtigungen führen, die sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Hierzu zählen neben etlichen anderen neurologischen Erkrankungen auch die Migräneattacken. Daher ist es für die Betroffenen wichtig, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Das gelingt am besten durch mehrere über den Tag verteilte Haupt- und Zwischenmahlzeiten mit ausreichendem Kohlehydratanteil. Vor dem Schlafengehen empfiehlt sich zudem ein kleiner Snack, damit die Energiezufuhr auch in den Nachtstunden gewährleistet bleibt.
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ENTZÜNDUNGFREISETZUNG SCHMERZAUSLÖSENDER BOTENSTOFFE
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Schmerzauslösende Botenstoffe werden von den Nervenzellen nun ungehindert freigesetzt. Es entsteht eine Entzündung an den Blutgefäßen der Hirnhäute, die sich als pulsierender und pochender Kopfschmerz bemerkbar macht.
Man betrachtet heute Blutgefäße im Gehirn als Ausgangspunkt des Migränegeschehens. Von hier aus senden spezielle Nervenzellen Signale für eine drohende Gefäßverletzung an das Gehirn. Daraufhin wird eine Schutzreaktion ausgelöst, infolge derer gefäßerweiternde Botenstoffe freigesetzt werden. Am Ende dieses Vorgangs kommt es zu einer sogenannten neurogenen Entzündung[[[NEUROBIRNE]]], über die letztlich der Schmerz ausgelöst wird.
In diesen Prozessen spielen zudem etliche Botenstoffe des Nervensystems, die Neuropeptide, eine wichtige Rolle. Einer davon ist das Serotonin, dem vermutlich eine Mitwirkung beim Entstehen und Abklingen einer Migräneattacke zugeschrieben werden kann. Zumindest hat man festgestellt, dass ein Absinken des Serotoninspiegels im Blut bei der Progression in Richtung Migräneattacke eine Rolle spielen könnte. Ein weiterer Hinweis auf die Bedeutung dieses Stoffes: Die in der Migränetherapie eingesetzten Substanzen (‚Serotoninrezeptor-Agonisten‘) ersetzen gewissermaßen das verminderte Serotonin und hemmen dadurch die neurogene Entzündung.
Man hat in diesem Zusammenhang noch weitere Botenstoffe identifiziert, die Angriffspunkte für neuartige Medikamente sein könnten - beispielsweise auf Basis von Antikörpern, die bestimmte Andockstellen dieser Substanzen, die Rezeptoren, blockieren. Auf diesem Gebiet laufen aktuell intensive Forschungen.
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AUSLÖSERMIGRÄNE
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Grundsätzlich kann alles, was die Energieversorgung des Gehirns aus dem Takt bringt, eine Migräneattacke auslösen, z. B.:
› unregelmäßige Nahrungsaufnahme › zu wenig Trinken
› ungleichmäßiger Schlafrhythmus
› zu wenig Bewegung
› zu wenig Entspannung
› falsche Ausrichtung des Arbeitsplatzes
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AURABEI 10% DER BETROFFENEN
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Bei etwa 10 % der Betroffenen geht der Migräneattacke eine sogenannte Aura voraus[[[AuraX]]]. Die Aura ist eine Folge der Erschöpfung des Nervensystems. Sie äußert sich in Form von neurologischen Störungen wie
› Sehstörungen: Zickzack-Linien, Flimmern und Flackern, verschwommene Umrisse und blinde (dunkle) Flecken
› Missempfindungen (z. B. Kribbeln in den Fingerspitzen)
› Lähmungen, Koordinationsstörungen (z. B. Schwindel, Gangunsicherheit)
› Störungen von Sprache oder Bewusstsein
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ATTACKESTUNDEN 4–72
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Eine Migräneattacke kündigt sich oft schon 4 bis 48 Stunden im Voraus an. Vorboten, die nicht mit Ursachen verwechselt werden dürfen, können sein:
› Kreativität, Hochstimmung, Rastlosigkeit
› Niedergeschlagenheit, Müdigkeit/Energielosigkeit, Reizbarkeit
› Gähnen, Heißhunger (z. B. auf Schokolade), Frieren, Schwitzen
Die Migräneattacke selbst beginnt typischerweise am Morgen und dauert zwischen 4 und 72 Stunden an[[[ATT]]]. Der Schmerz ist pulsierend, pochend, hämmernd und einseitig lokalisiert. Durch körperliche Aktivitäten wird er verstärkt.
Die Schmerzintensität ist mittel bis sehr hoch. Hinzu kommen meist Übelkeit (bis hin zum Erbrechen) sowie eine Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm und / oder Gerüchen.
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ERHOLUNGSPHASETAGE ≤2
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Auch nach einer Migräneattacke sind Betroffene noch bis zu 2 Tage erschöpft und schmerzempfindlich. Dies kann sich beispielsweise in einer erhöhten Berührungsempfindlichkeit der Kopfhaut äußern. Auch plötzliche stechende Schmerzen sind in dieser Phase noch möglich. Viele Betroffene benötigen in dieser Zeit deutlich mehr Schlaf. Die durchschnittliche Dauer der Erholungsphase liegt Untersuchungen zufolge bei ca. 24 Stunden. Bei Patienten, die grundsätzlich auch eine Aura haben, kann die Erholungsphase sogar bis zu 14 Tagen dauern.
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IM DETAIL
Die drei häufigsten
Kopfschmerzarten
Infos zur Entstehung
und zur Vorbeugung
NEUROGEN:
von Nervengewebe oder seinen Bausteinen, den Neuronen (Nervenzellen), verursacht bzw. aus ihnen hervorgehend. Der Begriff neurogen setzt sich zusammen aus den Wörtern neũron (griechisch für Nerv) und genere (lateinisch für erzeugen oder hervorbringen). Neben der neurogenen Entzündung, die ursächlich mit Migräneattacken in Verbindung gebracht wird, kennen wir noch weitere Krankheitsbilder, die mit dem Nervensystem in Zusammenhang stehen, so etwa neurogene Muskelschmerzen oder auch neurogene Tumoren.
Die Aura
Aura ist die altgriechische Bezeichnung für Hauch, Dampf. Mutmaßend, dass aufsteigende kalte Dämpfe ursächlich seien, wurde in früherer Zeit mit dieser Begrifflichkeit das Phänomen sich im Körper ausbreitender neurologischer Störungen bezeichnet. Die Migräneaura ist ein vielfältiges Phänomen. Es kann optische und taktile Wahrnehmungen beinhalten. Erhöhte oder auch reduzierte Erregbarkeit der Sinnesorgane wird ebenso beschrieben, wie Veränderungen des Bewusstseins, Störungen des Denkens, des Gedächtnisses, der Sprache, sowie Störungen des motorischen Systems.
DIE ATTACKE
Im Fokus der Ankündigungsphase steht ein Teil des Zwischenhirns: der sogenannte Hypothalamus. Er ist wesentlich beteiligt am Schlaf-Wachzyklus, dem Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme und hormonalen Veränderungen, insgesamt also wichtig für die Stabilität der Körperfunktionen. Störungen der Abläufe zwischen Botenstoffen und Nervensignalen im Hypothalamus können sich zu einer Fehlregulation aufbauen, die über Stunden oder sogar Tage anhält. Die derzeitigen Hypothesen besagen, dass die Symptome während der Ankündigungsphase Folge einer Überaktivität des Hypothalamus sind.